Nach unserer schönen Radtour entlang des Kraichbaches, die am 12. Juni 2021 stattfand, möchte ich mich im Wahlkreis ebenfalls für eine weitere Renaturierung des Kraichbaches einsetzen. Nach der Forderung des Gemeinderates hat das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe im März 2021 eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die klären soll, an welchen Abschnitten Renaturierungsmaßnahmen Sinn machen. Laut Aussagen des RP seien weite Teile des Flusses von der Mündung als restriktionsgeprägt eingestuft, es befinden sich also beidseitig Dammanlagen. Auch die Abgrenzung zu Wohn-, Industrie- und Verkehrsflächen sollen in der rund 1-1,5 Jahre dauernden Studie geprüft werden. Ziele der Renaturierung sollen die Regeneration der Gewässerstrecke hin zu einem funktionstüchtigen Lebensraum, eine naturnahe Gewässermorphologie und Ufervegetation sowie auch eine Verbesserung der Gewässerqualität unter Berücksichtigung aktueller Hochwasserstandards sein. Dies ist nicht nur ein Gewinn für die Natur, sondern auch für die Menschen. Schwierig ist dabei laut Angaben des Regierungspräsidiums vor Allem das überwiegend gleichmäßige und geringe Gefälle des Gewässers. Untersucht werden daher zwei gefällereichere Abschnitte: I. Mündung bis Gewässer-KM 5,66 (Brücke B39 / Bahnlinie) sowie II. ab südlich des Golfplatzes St. Leon-Rot bis oberhalb der Mündung des Katzbaches.
Sollte allerdings im Rahmen der Machbarkeitsstudie festgestellt werden, dass das geplante Konzept aufgrund des erwähnten geringen Gefälles nur eingeschränkt umsetzbar ist, könnten Teile des Kraichbachabschnittes ab Roter Straße in St. Leon Rot bis zur Gemarkungsgrenze als sogenannte „Teilhabitatsstrecke“ betrachtet werden. Da am Ende aber jede Renaturierungsmaßnahme, auch in Teilen, einen Mehrwert mit sich bringt, wäre eine Umsetzung dieses Abschnittes auch unabhängig der Studie begrüßenswert. Der Hochwasserschutz spielt in der Untersuchung ebenfalls eine wichtige Rolle: frühere, abflussbeschleunigende Eingriffe wie vergrößerter Gewässerquerschnitt, Uferbefestigungen oder Flussbegradigungen sorgten zwar dafür, dass möglichst viel Wasser in kurzer Zeit transportiert werden konnte, beeinflussten jedoch massiv das natürliche Gleichgewicht der Flusssysteme. Auen als natürliche Retentionssräume (also natürliche Überflutungsgebiete) sowie komplexe Ökosysteme sind durch diese Maßnahmen leider verschwunden. Daher soll mit der Umsetzung einer natürlichen Gewässerentwicklung, also Deichrückverlegungen, Auenvernetzungen und Flussrenaturierungen erreicht werden, den natürlichen Rückhalt wieder zu erhöhen. Für Gebiete mit höheren Siedlungsgebieten, wie das Beispiel in Hockenheim zeigt, gibt es bereits mobile Dammanlagen, die bei Hochwassergefahr von der örtlichen Feuerwehr zum Schutz errichtet werden können.
Bei den geplanten Renaturierungsmaßnahmen geht es auch um unser Trinkwasser. In diesem Zusammenhang steht meine Gemeinderatsforderung vom April 2021 zur Errichtung einer vierten Reinigungsstufe. Diese filtert und eliminiert Reste von Mikroplastik, Arzneimitteln oder Chemikalien aus dem Wasser. Auch in Hinblick auf die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die unser Grundwasser etwa durch die Reduzierung der Verschmutzung des Grundwassers schützt, besteht ohne die 4. Reinigungsstufe bei der Einleitung von behandeltem Abwasser eine Restbelastung für Gewässer. Da dies auch beim Kraichbach der Fall ist, ist die Errichtung der vierten Reinigungsstufe im Zuge der geplanten Renaturierungsmaßnahmen also mehr als sinnvoll.
Zur nächsten Gewässerschau, bei der an ausgewählten Flussabschnitten die ökologischen Funktionen der Gewässer geprüft werden, möchte ich ganz bewusst auch Bürgerinnen und Bürger einladen. Im Rahmen eines Beteiligungsverfahren zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern kann die Renaturierung des Kraichbaches so bürgernah wie möglich gestaltet werden. Unsere Flüsse sollen für die Menschen wieder erlebbar gemacht werden. Saubere Flüsse und gutes Trinkwasser sind mir sehr wichtig und ich setze mich auch weiterhin dafür ein.
Euer Norbert
Quellen:
